Der Zeitraum von 1770 bis 1800 war geprägt von großen politischen Veränderungen, die schließlich ihren Höhepunkt in der französischen Revolution (1789) fanden. Diese Veränderungen hatten auch großen Einfluss auf das Musikleben der Zeit. Während die gehobene Kunstmusik bisher fast ausschließlich an adeligen Höfen oder in Kirchen zur Aufführung kam, die Musiker von ihren Herren abhängig waren und so die Musik nur einem kleinen Kreis von Zuhörern zugänglich war, fanden die Konzerte nun in bürgerlichen Konzertvereinen statt. Mit der steigenden Zahl des bürgerlichen Publikums wurden auch die Räume größer, in denen musiziert wurde. Diese neuen großen Konzertsäle wollten mit Klang erfüllt werden. “Ausgehend von Paris begannen Geigenmacher wie Pique und Lupot bei den neuen, wie auch bei den hervorragenden alten Instrumenten, Veränderungen an Halswinkel, Halslänge, Steg und Bassbalken vorzunehmen, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Auch der Bogen entwickelte sich weiter. Insgesamt gesehen wird die Stange wiederum etwas länger, höhere, stärkere und dadurch auch schwerere Froschformen werden ausprobiert und auch der Kopf wird höher und massiver. Auch der Haarbund wird durch die größere Anzahl der verwendeten Haare etwas breiter. Es entsteht der sogenannte Cramer-Bogen, der auch häufiger als Übergangsmodell bezeichnet wurde und wird. Durch den schweren, großen Kopf wandert der Gleichgewichtspunkt mehr zur Bogenmitte. Nach modernen Gesichtspunkten sind Bogen im Cramer-Modell sehr kopflastig. Der hohe Kopf gewährleistet jedoch einen großen Abstand der Haare von der Stange, was wiederum jetzt eine tiefere konkave Biegung der Stange möglich werden lässt. Die Haare können nun straffer gespannt werden. Bogen dieses Typs finden wir in dem Zeitraum von 1770-1800 in ganz Europa, die frühesten Beispiele nachweisbar in Frankreich.” Seine größte Beliebtheit erfuhr dieser Bogentyp zwischen 1772 und 1792. Eine große Anzahl von Bogenmachern reagierte auf die große Nachfrage. So bauten z. B. Tourte L., Lafleur und Bogenmacher der Familie Meauchand in Frankreich solche Bogen. In England wurden sie unter anderem von den Bogenmachern Edward und John Dodd oder von Mitarbeitern der Firmen Forster oder Norris & Barnes gefertigt. Auch in Deutschland erfreute sich dieser Bogentyp großer Beliebtheit. Auf der Fotografie ist ein sehr eleganter und ausgereifter Bogen dieses Modells zu sehen. Er entstand zwischen 1780 und 1790 und ist mit dem Namen MEAUCHAND gestempelt.

Zurück     Weiter