Ein Beleg für das Vorkommen des Musikbogens in Südafrika sieht Buchner in einer Felsmalerei im südafrikanischen Cape Town.

Ein Buschmann hält in der rechten Hand einen, von den anderen auf der Darstellung zu sehenden sieben Bögen in der Schweifung unterschiedlichen, Bogen. Ein Köcher mit Pfeilen liegt ihm zu Füßen. In der Tat könnte die dargestellte Person eine musikalische Handlung verrichten. Ist dies jedoch mit der von Buchner vorgebrachten Eindeutigkeit zu belegen und geht er mit der Äußerung: “Ein Buschmann hält den Bogen in der rechten Hand und berührt mit ihm die Bogensehnen von sieben weiteren Bögen.” und seiner Schlussfolgerung auf eine höhere Entwicklungstufe, “auf der sieben Bögen ein einziges Instrument bilden, während der Bogen in der Rechten des Musikers bereits die Funktion des heutigen Streichbogens übernommen hat”, nicht etwas weit?
Könnte hier nicht auch ein Jagdbogenmacher dargestellt sein, der mehrere fertige Bögen vor sich liegen hat und gerade die Sehne eines neuen Bogens spannt? Weshalb liegt sonst im Vordergrund ein Pfeilköcher? Auch hier ist eine Interpretation dieser Quelle in Richtung instrumentenkundlicher Funde nicht eindeutig.
Für das Vorkommen von Streichinstrumenten in den Hochkulturen Mesopotamiens, Ägyptens, Judäas sowie in Griechenland und dem Italien der Etrusker finden sich keine Belege. Hier waren Idiophone und Aerophone sowie Chordophone im Gebrauch, deren Saiten jedoch ausschließlich gezupft oder mit Plektren aus Holz, Bein oder anderen Materialien angeregt wurden.
Gelegentlich erscheinen in der Literatur Hinweise auf den Gebrauch von Streichinstrumenten zur Zeit der Entstehung der Bibel. So wird im Brockhaus/Riemann Musiklexikon unter dem Stichwort Geige u.a. erwähnt, dass Luther eine entsprechende Textstelle in 1. Sam. 8, 6, 1523 fiddeln, 1534 geygen übersetzt. Hier läge ein wichtiger Anhaltspunkt für das sehr frühe Vorkommen von Streichinstrumenten vor. Bei genauerer Untersuchung des hebräischen Urtextes wird man erkennen müssen, dass bei Luther ein Übersetzungsfehler vorliegt. Es kann sich hier nicht um ein Streichinstrument handeln. Neuübersetzungen sprechen vielmehr von “Handpauken … und Zimbeln” bzw. wird vom “Klang der Lauten und Tamburine” berichtet. Damit kann dieser Beleg nicht als Beweis für die Entwicklung des Bogens herangezogen werden, zeigt aber den Stellenwert des Instrumentes bzw. der Instrumentengruppe um 1530.
Ein sehr frühes, heute noch im asiatischen Raum bei buddhistischen Mönchen zu findendes Streichinstrument ist das Ravanastron. Um dieses Instrument rankt sich die Legende, dass es von Ravana, dem König von Ceylon, der um 5000 v. Chr. regiert hat, erfunden worden sein soll. Über den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte ist jedoch nichts bekannt. Es ist aber überliefert, dass das Instrument mit Harz eingeschmiertem Rosshaar gespielt wurde.
Erste stichhaltige Hinweise auf Streichinstrumente im mittelasiatischen Raum finden sich in Schriftstücken bedeutender Gelehrter, wie al-Farabi (950), Ibn Sina (1037) und Ibn Saila (1048). Bei der Klassifizierung des Musikinstrumentariums in ihren Schriften werden Chordophone erwähnt, “deren Saiten man dadurch zum Klingen bringt, dass man sie mittels anderer Saiten oder irgendwelcher saitenähnlicher Gebilde reibt”. Durch diese Schriftstücke lokalisiert Werner Bachmann den Ursprung des Streichbogens nachvollziehbar in Mittelasien.

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